13. Zürcher Traumatage -
Epigenetik und Trauma

Dr. Bernhard Kegel, Dr. Peter A. Levine, Prof. Dr. Isabelle Mansuy

Daten

Datum: 24. – 26. Juni 2023
Uhrzeit: jeweils 10:00–17:30 Uhr

Leitung: Dr. Bernhard Kegel (DE)
Dr. Peter A. Levine (USA)
Prof. Dr. Isabelle Mansuy (Fr)
Sprache: Englisch mit Übersetzung ins Deutsche
und Deutsch mit Übersetzung ins Englische
Kosten: CHF 870.00

Tagespässe: 320 CHF pro Tag

Kursort: Zentrum für Innere Ökologie
Freischützgasse 1
8004 Zürich

beim HB

Online Teilnahme ist möglich


Programm


Samstag, 24.6.2023, 10.15 - 13.00 Uhr
Vererbbarkeit von Merkmalen und Krankheiten, die durch Lebenserfahrungen und die Umwelt verursacht werden
.
Prof. Dr. Isabelle Mansuy (FR)

Die Identität und die Eigenschaften jedes Individuums sind eine Kombination aus angeborenen (natürlichen) und durch Erfahrung erworbenen Merkmalen. Lange Zeit herrschte der Glaube vor, dass nur angeborene Merkmale vererbt und an die Nachkommen weitergegeben werden können, - über das von den Eltern vererbte genetische Material. Gleichzeitig galt die Meinung, dass erworbene Merkmale nur im Laufe des Lebens gebildet werden können und nicht vererbbar sind. Jüngste Forschungen an Menschen wie an Tiermodellen haben diese Ansicht jedoch verändert und aufgezeigt, dass erworbene ebenso wie angeborene Merkmale von den Eltern auf die Nachkommen übertragbar sind.

Dies ist ein radikaler Paradigmenwechsel, der äusserst wichtige Konsequenzen für Gesundheit und Krankheit hat. Denn es ist bekannt, dass Lebenserfahrungen wie traumatische Erlebnisse, Gewalt und Missbrauch, schlechte Ernährung oder die Exposition gegenüber endokrinen Stoffen, insbesondere in der Kindheit, die psychische und physische Gesundheit der betroffenen Personen stark beeinträchtigen. Wenn ihre Auswirkungen weitergegeben werden können, deutet dies darauf hin, dass auch die Gesundheit von Kindern und möglicherweise Enkeln exponierter Personen beeinträchtigt werden kann. An diesem ersten Morgen bezieht sich die Referentin auf die aktuelle Literatur zur Vererbbarkeit von Merkmalen und Krankheiten infolge von Lebenserfahrungen und Umweltexposition.


Samstag, 24.6.2023, 14.30 - 17.30 Uhr
Jenseits der Gene: Wie erworbene Merkmale von Eltern an Nachkommen weitergegeben werden können.
Prof. Dr. Isabelle Mansuy (FR)

Dieser 2. Beitrag der weltbekannten ETH-Forscherin wird die Bedeutung epigenetischer Markierungen in Fortpflanzungszellen aufzeigen und deren Beitrag zu Verhaltensweisen und physiologischen Merkmalen bei exponierten Individuen und ihren Nachkommen aufzeigen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf epigenetischen Faktoren im Zusammenhang mit Trauma und Stress und deren Untersuchung in Mausmodellen. Die neuesten Forschungsergebnisse zu möglichen Mechanismen der epigenetischen Vererbung werden erörtert.



Sonntag, 25.6.2023, 10.00 - 13.00 Uhr
Epigenetik, Gene und Umwelt I
Dr. Bernhard Kegel (DE)

Die noch junge Wissenschaft der Epigenetik hat die über viele Jahre heftig geführte Debatte, ob die Eigenschaften und Merkmale eines Individuums ausschliesslich genetisch bedingt oder durch Einflüsse der Umwelt erworben sind, auf eine neue Grundlage gestellt. Wie die Umwelt auf das Genom einwirken könnte, war lange Zeit unklar. Erst die Epigenetik hat mögliche Mechanismen dieser Einflussnahme offengelegt. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Beispielen aus dem Pflanzen- und Tierreich incl. des Menschen, die belegen, dass Umweltreize sich in epigenetischen Veränderungen am Genom niederschlagen und die Aktivität von Genen beeinflussen können. Zum Teil sind diese Prozesse für eine gesunde Ontogenese zwingend erforderlich.

Der erste Beitrag soll vor allem die Grundlagen dieser jungen Wissenschaft vermitteln und demonstrieren, dass epigenetische Phänomene keine Spezialität des Menschen sind, sondern fundamentaler Bestandteil der Lebensprozesse von Tieren und Pflanzen.


Sonntag, 25.6.2023, 14.30 - 17.30 Uhr

Heilung durch unsere Ahnen

Das Unsichtbare sichtbar machen

Eine Reise von den Geistern der Vergangenheit zur Vollständigkeit
Dr. Peter A. Levine (USA)


Wir tendieren dazu, an den freien Willen zu glauben. Dass WIR es sind, die letztendlich unser Schicksal steuern, wir also die Kapitäne unserer eigenen Schiffe sind. Sobald wir uns aber in grosser Tiefe in Therapie oder anderweitiger ehrlicher Reflexion somatisch erfahren, realisieren wir bald einmal, dass dem nicht so ist und wir einer Illusion aufgesessen sind. Wir entdecken vielmehr, dass unsere scheinbar selbst gewählten Schritte auf einer nicht sehr stabilen Grundlage fussen – weil sie geprägt und geschaffen wurden durch den Einfluss, welchen unsere Eltern hatten in Bezug auf unsere sich entwickelnden Gehirne, Körper und den Verstand.

Diese enge, stark freudianisch geprägte Sichtweise von frühen Prägungen als dem alleinigen Schlüssel für die Erklärung späterer Entwicklungsphasen und Persönlichkeitsstrukturen, erscheint dem Dozenten als stark limitiert. Ohne dass wir es bewusst wissen, können wir viel stärker beeinflusst sein durch Ereignisse aus viel früheren Zeiten und damit Erlebnissen, die unsere Vorfahren (und deren Vorfahren davor) während ihren Lebzeiten durchgemacht haben. Diese sind weit jenseits unserer bewussten Wahrnehmungskraft. Weil sie für uns unsichtbar sind, können wir sie auch als „Geister“ sehen, die im Hintergrund unserer Existenz wirken. Im Geheimen haben sie weiterhin einen machtvollen Einfluss auf unsere Emotionen, Reaktionen, Verhaltensweisen und unser Wahlverhalten.

Fürs Verständnis von Raum-Zeit-Phänomenen brauchen wir grundlegende physikalische Marker, wie sie von den grossen Physikern des letzten Jahrhunderts formuliert wurden. Darauf aufbauend lassen sich Wirkung über Generationen hinaus erklären. Die Weitergabe von Trauma und die Wiederholung alter Muster in neuen Zeiten werden so erst wirklich verständlich.

In dieser Präsentation wird Dr. Levine diese Prinzipien demonstrieren und auch einige Gruppenübungen anbieten.



Montag, 26.6.2023, 10.00 - 13.00 Uhr
Epigentetik, Umwelt und Gene, Teil II
Dr. Bernhard Kegel  (DE)

Der zweite Teil von "Epigentik, Gene und Umwelt" wendet sich vor allem der Frage zu, ob und wie diese Prozesse auch vererbt werden – sicher der umstrittenste Aspekt der Epigenetik. Warum rührt die Vererbung von Eigenschaften, die während des Lebens erworben werden, an ein mächtiges Tabu in der Biologie?


Montag, 26.6.2023, 14.30 - 17.00 Uhr

Heilung durch unsere Ahnen, Teil 2

Das Unsichtbare sichtbar machen
Eine Reise von den Geistern der Vergangenheit zur Vollständigkeit
Dr. Peter A. Levine (USA)

Montag, 26.6.2023, 17.00 - 17.30 Uhr
Podiumsrunde und Abschluss








Dr. Bernhard Kegel

Bernhard Kegel ist einer der renommiertesten deutschen Wissenschaftsautoren. Geboren 1953 in Berlin, studierte er Biologie und Chemie an der Freien Universität und promovierte 1991 an der TU Berlin zum Doktor der Naturwissenschaften.
Danach leitete er für den Berliner Senat eine zoologische Bestandsaufnahme städtischer Naturschutzgebiete. Parallel begann er zu schreiben und ist seit 1996 …

Dr. Peter A. Levine

Dr. Peter A. Levine hat seit 50 Jahren die menschlichen Reaktionen auf Stress und Trauma intensiv studiert und daraus sein Lebenswerk SOMATIC EXPERIENCING (SE) kreiert. Er gilt als weltweit führender Fachmann im Bereich der somatisch ausgerichteten Traumalehre. Er studierte in Berkeley und promovierte in medizinischer Biophysik und in Psychologie. Später war er war Berater für die NASA …

Prof. Dr. Isabelle Mansuy

Prof. Dr. Isabelle Mansuy stammt aus Frankreich und hat an der Universität Louis Pasteur (ULP) und der Ecole Supérieure de Biotechnologie in Strassburg studiert. Seit 2013 ist sie ordentliche Professorin für Neuroepigenetik an der ETH Zürich (Doppelprofessur mit der Universität Zürich). Sie kam 1998 als Assistenzprofessorin für Zelluläre Neurobiologie an das Institut für Zellbiologie und …

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