Das Echo der Vergangenheit und der Ruf des Selbst

Transgenerationale Weitergabe von Trauma

Data

Date: 18 – 21 May 2023
Time: 10:00–17:30
jeweils 10.00 - 13.00 Uhr
und 14.30 - 17.30 Uhr
Teacher: Heike Gattnar (DE)
Language: German
Costs: CHF 1'040.00


„Ohne Erinnerungsarbeit gibt es kein Gefühl für die Kontinuität des eigenen Lebens - ohne diese gibt es keine positive Identität.“
Michael Ermann 10/20



Schon die alten Stammeskulturen wussten, dass Trauma ‚ansteckend’ ist. So ‚erben‘ Kinder und Enkel nicht nur Begabungen und Fähigkeiten von den Vorfahren, sondern tragen auf vielfältige Weise auch die Traumatisierung der Eltern und Grosseltern weiter.

Schon seit Jahrzehnten gibt es Gutachten und Berichte über generationsübergreifende Folgenbei Opfern von Folter, Völkermord, Kriegen und Vertreibung. Dennoch hat im westlichen Kulturkreis und in den Therapien bis vor wenigen Jahren das Thema der Transgenerationalen Traumatisierung keine bedeutende Rolle gespielt. Das ‚Echo der Vergangenheit’ wurde meist nicht verstanden und die daraus resultierenden Störungen wurden eher bei den Nachgeborenen verortet.

Durch die neurobiologischen Forschungen, v.a. auf dem Gebiet der Epigenetik, wird jedoch immer klarer, dass nicht nur diejenigen Menschen, die schwere, lebensbedrohliche Schrecken erfahren haben, unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden, sondern auch Personen, die mit ihnen zusammenleben, ja, dass Traumatisierungen noch mindestens vier Generationen weiterwirken. Das wurde durch Untersuchungen mit Pflanzen, Mäusen und Langzeit-Beobachtungen von Menschen nach Hungerkatastrophen u.a. anschaulich bewiesen.

Was diese Weitergabe auch für die ganz ‚alltägliche’ Traumatisierung in Friedenszeiten bedeutet, darüber wird erst in jüngster Zeit nachgedacht.

Neben kollektiven, sozialen oder historischen Aspekten ist ein transgenerationales Trauma immer ein ganz persönliches, das eine individuelle Person mit spezifischen Ressourcen und einem spezifischen Nervensystem in einem ganz bestimmten Moment trifft.
Da unter einem persönlichen Trauma oft ein transgenerationales Trauma verborgen liegt, ist es nicht immer leicht, zwischen diesen zu unterscheiden. Die Symptome können durch ganz persönliche Erfahrungen eines Menschen verursacht sein, können aber ebenso Wiederholungen von Symptomen der Vorfahren sein. Letzteres kann man annehmen, wenn die Symptome grösser und älter erscheinen, als es die Lebensgeschichte eines Menschen vermuten lässt.


Es könnte um Trauer gehen, weil es keine Zeit oder Möglichkeit im Leben der Vorfahren dafür gab, oder um die Würdigung der Fähigkeiten und des Schicksals der Ahnen. Es mag um Scham und Schuld gehen. Daneben können es Symptome von Wut sein, von Trennung, Abhängigkeit, Ausgeschlossen-Werden, Alkoholismus, Verlust, Suizid, Vertrauensbruch, Krankheiten, Scham, Schuld, Kränkung und sogar von körperlichen Verletzungen oder anderes mehr, was nicht zur Lebensgeschichte des Menschen passt. Manchmal scheint ein Glaubenssatz oder Loyalität zu verhindern, dass es den Nachfahren besser geht, dass sie glücklicher oder erfolgreicher sind als die Ahnen. Transgenerationales Trauma ist oft ein sehr komplexes Trauma und die Übertragung kann auf vielfältige Weise erfolgen. Dabei möchte ich genauer auf die Wirkung der Epigenetik eingehen.

Im SE gehen wir davon aus, dass Trauma eine unvollständige biologische Reaktion ist. Im Fall von Transgenerationaler Traumatisierung kann dies Unvollständige durch epigenetische Prägungen, durch die Wirkung von Hormonen und Traumatisierungen während der Schwangerschaft und frühen Kindheit, durch das Lernen über Nachahmung, durch das Narrativ der Familie und nicht zuletzt durch die morphogenetischen Felder verursacht sein.

Neben einem vertieften Verständnis für die Thematik und Diagnostik der Transgenerationalen Traumatisierung geht es in diesem Seminar besonders um die Heilung der alten Wunden anhand von Demonstrationen, Übungen und Hinweisen.


Heike Gattnar

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